Sandersche Stiftung

Aus Dorfgeschichte Blaubach
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisieren Sie Ihre Browser-Lesezeichen und verwenden Sie stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Bei der Sanderschen Stiftung handelte es sich um ein 1875 an Blaubach vermachtes Vermögen. Die Erträge aus dieser Stiftung wurden jährlich unter bestimmten Auflagen an die Bedürftigen verteilt. Durch eine Anlage des Stiftungsvermögens als Kriegsanleihe für den Ersten Weltkrieg ging das Kapital der Stiftung verloren.

Über dieses Thema existieren verschiedenste Artikel und Berichte, welche hier zusammengefasst werden sollen.


Einleitung von (Hier Name einfügen)

Hinweis: Diese Geschichte wurde von Christiane digitalisiert. Es fehlt noch ein Vermerk über die Herkunft des Textes.


Die Sandersche Stiftung

Eine Erzählung in Erinnerung an drei in die USA ausgewanderten Brüder aus Blaubach, die in großer Heimatverbundenheit ihren Ahnen Gutes tun wollten.

Zu Beginn soll die Lebenssituation der Blaubacher geschildert werden. Es handelt sich hier um die Gebrüder Sander aus Blaubach – sie verdienten sich als Ackerer, Leinenweber, Musikanten oder Blechschmied. Wir erzählen von

Unter den Vorgenannten verdient insbesondere der Auswanderer Jean Adam Sander eine besondere Erwähnung. Er ist 24 Jahre alt, als er im Jahre 1832 nach New York auswandert. Er etabliert sich dort und kommt in glänzende Vermögensverhältnisse. Im Mai 1841 kommt er überraschend zurück in seine Heimat und besucht seine Eltern in Blaubach. Er will seinen jüngeren Bruder Christian mit auf die große Reise nehmen. Christian ist 16 Jahre alt und minderjährig. Der Weitgereiste hat einen Überfahrtsvertrag der Paquet-Schifffahrtsgesellschaft in New York mitgebracht, doch das königliche Landkommissariat besteht auf der Vorlage eines authentischen Reisegeldzeugnisses über 400 Gulden und eines besonderen Schiffahrts-Akordes (was ist das?) für den minderjährigen Bruder. Doch Jean Adam Sander ist in der fremden Welt selbstbewusst geworden und nimmt den jüngeren Bruder ohne diese Bewilligung und ohne Reisepass mit auf die Reise. Beide gelangen über Frankreichs Einschiffungshafen Le Harvre auf das Schiff und kommen wohlbehalten in New York an. Die ältere Generation in Blaubach nennt Jean Adam „Sander Hanam“.

In einem Gesuch vom 06. Januar 1842 bittet der Vater der beiden Auswanderer, Theobald Sander, die königliche Regierung der Pfalz um die nachträgliche Erteilung der Auswanderungserlaubnis für den minderjährigen Sohn, damit dieser den nordamerikanischen Staatsbürgerpflichten nachkommen könne. In seinem Gesuch ist bemerkenswert zu lesen,

„Ich habe um die Erlaubnis zur Auswanderung nach den vereinigten Freistaaten von Nordamerika für meinen 1825 geborenen Sohn Christian nachgesucht, weil einer meiner älteren Söhne, der bereits schon neun Jahre zu New York als Blecharbeiter etabliert nordamerikanischer Staatsbürger ist und in glänzenden Vermögensverhältnissen lebt , diesen Knaben zu sich nehmen, sein Geschäft erlernen und für sein weiteres Fortkommen sorgen wollte. Obgleich ich in guten Vermögensverhältnissen lebe, so konnte ich als Vater einer zahlreichen Familie dieses Anerbieten nicht unberücksichtigt lassen. Die Erfahrung hat meinen älteren Sohn gelehrt, dass junge Leute, wenn sie einmal ein Handwerk erlernt haben, in der neuen Heimat weit eher ihr Fort- und Unterkommen finden, als zuhause mit dem Pfluge.“


Die Entlassung aus dem Untertanenverband wurde dann nachträglich erteilt. Im Jahre 1848 holte Jean Adam Sander seinen Bruder Daniel mit Familie nach. Ob danach ein reger Briefwechsel stattgefunden hat ist nicht überliefert. In den nächsten Jahren wird es still um die ersten Auswanderer.

Im Mai 1875 erhält die Gemeinde Blaubach über das Deutsche General Konsulat in New York eine Stiftungsurkunde, deren Bestimmung wie folgt lautet:

(Hier folgt der Urkundentext.)


Am 26. Dezember 1875 bedankt sich der Gemeinderat in Blaubach in einem besonderen Schreiben an Herrn Adam Sander Wohlgeboren in New York für die edelmütige Schenkung.

Das Geburtshaus von Jean Adam Sander und seinen Brüdern steht noch. Generationen Simon, Becker und Drumm sind derweil durchgegangen – Scheune und Stall fielen dieser Tage dem Abriss zu Opfer. Auch die Sandersche Stiftung ist nach dem 1. Weltkriege ein Opfer der Inflation geworden. Ein kleiner Hügel gegenüber dem alten Geburtshaus, ehedem guter Hanf- und Gartengrund, heißt nach 130 Jahren noch immer „Sandersche Hüwwel“ und ist damit beständiger als jeder Wert von Urkunden und Stiftungen – dies erinnert an die ausgewanderte Generation Sander in Amerika.

Einleitung von Franz Dietrich

Diese Einleitung stammt von Franz Dietrich aus einem Blaubacher Mitteilungsblatt aus dem Jahr 1975:

In das Jahr 1875 fällt auch die sogenannte "Sandersche Stiftung". Am 26. Juni erfährt der Gemeinderat zusammen mit dem Armenpflegschaftsrat, dass Adam Sander in New York der Gemeinde eine Schenkung im Betrage von 1000 Dollar Pagina (Papier) gemacht hat. Der Gemeinderat nimmt die Schenkung zu den in dem Schenkungsakt genannten Bedingungen dankend an. Unser am 17. April des vergangenen Jahres verstorbener Mitbürger Emil Clos, der sich bekanntlich ja auch sehr viel mit der Geschichte unserer Heimat beschäftigt hatte, hat mir auf einem seiner letzten Spaziergänge eine Abschrift der Stiftungsurkunde gebracht. Es entspricht seinem Wunsch, den ich ihm Nachträglich gern erfülle, wenn ich die Urkunde hier im Wortlaut wiedergebe:

(Hier folgt der Urkundentext.)

Der General-Konsul nahm die ad 1 erwähnte Schenkung in Vertretung und Namens der Gemeinde Blaubach, Pfalz, an, und Versprach, unter Vorbehalt der Genehmigung Seitens der zuständigen Behörde in Kusel und Blaubach die Erfüllung der unter 2 & 3 erwähnten Bedingungen. ...

Es folgen die Unterschriften der Zeugen, des Adam Sander und die Bestätigung der Abschrift Der Gemeinderat Blaubach beschließt am 7. August, das Geld der Sanderschen Stiftung, es handelt sich, in die damalige hiesige Währung umgerechnet, um 2094 Gulden und 3 Kreuzer, bei der Bezirksverzinsungskasse Kusel verzinslich anzulegen.

Da der Betrag ja erst noch auf 3000 Gulden anwachsen sollte, bevor die Zinsen zur Verteilung kommen durften, ging noch eine Weile ins Land, bevor die Blaubacher Armen in den Genuß der Schenkung kamen. Der verstorbene Ludwig Simon konnte sich noch gut an die jährliche Verteilung erinnern. Es waren keine großen Beträge, so zwischen 3 und 7 Reichsmark, soweit er sich erinnern konnte. Eine reine Freude war die Sandersche Stiftung jedoch von Anfang an nicht. Das lag jedoch sicher nicht an den guten Absichten des Stifters. Ludwig Simon konnte sich erinnern, daß der Unfriede im Dorf nie größer war als an den Tagen, an denen das Geld verteilt wurde. Das ist nur zu verständlich, wenn man bedenkt, daß selbst die Blaubcaher, die zu dem Zeitpunkt, wenn auch noch so bescheidenen Wohlstand verfügten, es sich nicht leisten konnten, auf einen Betrag in dieser Höhe zu verzichten.

Der 1. Weltkrieg sorgte dafür, daß sich die Blaubacher über die Verteilung dieses Geldes künftig keine Sorgen mehr zu machen brauchten. Am 17. März des Jahres 1916 beschließt der Gemeinderat von Blaubach, "folgende Depositen bei der Verzinsungskasse Kusel in 5% Kriegsschuldverschreibungen = 5% deutsche Reichsanleihe, unkündbar bis 1924 und zwar in Form der Schuldbuchzeichnung anzulegen: Grundstockvermögen und Sandersche Stiftung." Insgesamt hat die Geminde damals 7100 Mark angelegt, davon entfielen auf die Sandersche Stiftung 5100 Mark.

Damit war das Ende der Sanderschen Stiftung gekommen. Wer damals Reichsanleihen kaufte, bekam fast gar nichts mehr zurück, Gemeinden, also Körperschaften des öffentlichen Rechts überhaupt nichts mehr. Wenn der Stifter seinerzeit geahnt hätte, daß er mit seiner Schenkung zur Finanzierung des ersten Weltkrieges beitragen würde. Das Geld ist weg, kein Prediger erinnert mehr an den Stifter und seiner Ehefrau. Nur für die älteren Mitbürger ist "Sandersch Hüwwel" am Ortsausgang Richtung Mayweilerhof noch ein Begriff. Auch der Geburtstag von Adam Sander, der dieses Jahr auf den Gründonnerstag fällt, ist längst in Vergessenheit geraten. Und was man am wenigsten glauben sollte, noch heute kann man hier und da fürchterliche Verdächtigungen hören, wo das Geld denn nun überhaupt geblieben sei. Keine Frage, daß wir auch heute noch Verwendung dafür hätten.

Franz Dietrich. (Anmerkung von Martin Pfeiffer: Emil Clos ist am 17. April 1974 verstorben)

Urkundentext

Verhandelt auf dem deutschen Generalkonsulate

New York, den 13. Mai 1875


Es erscheint Herr Adam Sander aus Blaubach, Rheinpfalz, Königreich Bayern, geboren den 27. März 1808 ebendaselbst, jetzt hier wohnhaft, dem Generalkonsulat persönlich bekannt und erklärt Nr. 454 in neunten Avenue in Gegenwart der Zeugen G. Steinbrecher von hier und B. Baetjer von Jersey City, was folgt:


1. Ich schenke der genannten Gemeinde als meinem Geburtsorte und meiner Frau Catherina, geb. Schneider (Tochter von Abraham Schneider ausgewandert 1816 d. Red.) die Summe von eintausend Dollars Papier, welche von dem Landgericht resp. Landkommissariat in Kusel verwaltet werden soll.


2. Ich bestimme, dass, sobald dieses Kapital durch Zinszuschlag dreitausend Gulden von der verwaltenden Behörde in Kusel jährlich im Februar dem Vorstande dem Gemeinde Blaubach ausbezahlt werden.


3. Ich verfüge schließlich, dass der Vorstand der Gemeinde Blaubach, die ihm ausbezahlte Summe an jedem 27. März, als an meinem Geburtstage, unter die Armen und Bedürftigen der genannten Gemeinde verteilen, abzüglich fünf Gulden, welche an den Prediger derjeniger protestantischer Gemeinde, zu der Blaubach gehört, dafür ausbezahlt werden sollen, dass derselbe am Sonntage nach jener Verteilung an den Stifter und dessen Ehefrau erinnert.


Siehe auch