Erzählung "Der Umzug"

Aus Dorfgeschichte Blaubach
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Inventarnummer
788
Aufbewahrungsort
Fundort
keine Angabe
Alter
keine Angabe


Es handelt sich bei diesem Text, der mit einem handschriftlichen Belegstück im Archiv vorhanden ist, um eine Erzählung, welche von Mathilde Becker, geb. Morgenstern aus Dittweiler (geboren und aufgewachsen in Blaubach) aufgeschrieben wurde. Die Geschichte spielt im Haus Kuseler Straße 33, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu dieser Zeit herrschte große Wohnungsnot.


Der Umzug

Ein Herr Wilhelm Metzger, Gemeindediener in Blaubach und seine Ehefrau genannt Kettche und Sohn Willi wohnten bei Adolf Theiß und seiner angetrauten Emma in Miete. Adolf war nicht der begnadete Redner, jedoch ein liebenswertes, humorvolles Blaubacher Original. Hätte er in einem Chor gesungen, hätte er etwas früher anfangen müssen, um mit den anderen Sangesbrüdern enden zu können.

Aus mir unbekannten Gründen wollte Adolf die Familie Metzger partout aus dem Haus haben und kündigte ihr die Wohnung – und das mitten im Winter.

Verständlicherweise wehrte sich Wilhelm Metzger massiv dagegen.

Es soll zu heftigen Streitereien gekommen sein. Als sich die Lage immer mehr zuspitzte, wurde es unumgänglich die Polizei einzuschalten. Ein Beamter war gleich vor Ort. Er versuchte den aufgebrachten Adolf zu besänftigen: „ Sie können doch nicht so unmenschlich sein und ihre Mieter bei klirrendem Frost zu einem Wohnortwechsel zwingen“, redete er auf Adolf ein. Dieser fiel ihm sofort ins Wort und meinte zwischen zwei genüsslichen Zigarrenzügen: „Geh, geh, geht mich alles nix an – e raus mit dem Strohmer!“

Meines Wissens nach, wurde Adolf doch einsichtig und alles hat sich zum Guten gewendet. Familie Metzger ist erst im darauf folgenden Frühjahr ausgezogen.


Meinem Vater gefiel das Zitat „Geh, geh, geht mich alles nix an – e raus mit dem Strohmer!“ so gut, dass wir es bei jeder passenden Gelegenheit zu hören bekamen.