Chronik der Neuapostolischen Kirche der Gemeinde Kusel

Aus Dorfgeschichte Blaubach
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Inventarnummer
158
Aufbewahrungsort
Fundort
Von Rüdiger Barz
Alter
2008

Beschreibung: Es handelt sich um eine spiralgebundene 36-seitige Chronik der Neuapostolischen Kirche von 1933 bis 2008 zum 75-jährigen Bestehen der Gemeinde, welche von Rüdiger Barz verfasst wurde. Neben dem geschichtlichen Text beinhaltet das Werk zahlreiche historische Bilder. Die Chronik beginnt mit einer knappen allgemeinen Geschichte des Orts Kusel, welche dem Buch "Kusel - Ansichten einer Stadt" von Helmut Koch entnommen wurde. Ab Seite 6 setzt die Chronik der Kirchengemeinde ein.

Gruppenbild Apostolische Kirchengemeinde.jpg


Beginn in Kusel (bzw. in Blaubach)

Für Blaubach interessant sind zunächst die Seiten 6 bis 9, welche hier im originalen Wortlaut wiedergegeben werden:

"Zu Beginn der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts (=1930) arbeitete ein junger Mann namens Ludwig Dusch aus Lothringen. Wenn er zu seinen Pflegeeltern Gustav und Elisabeth Dillmann (wohnhaft im Anwesen Im Röhrbach 16, später Familie Beimbauer, Wohnhaus im Herbst 2022 abgebrannt) kam erzählte er ihnen und den Nachbarn August und Katharina Müller von der Neuapostolischen Kirche, die er in Lothringen kennengelernt hatte. Damals waren viele Menschen suchend so fand er bei ihnen aufmerksame Zuhörer.

Da zu dieser Zeit in Miesenbach schon eine Gemeinde bestand, setzte er sich mit den dortigen Amtsbrüdern in Verbindung. Daraufhin kamen die Priester Karl Schenkel und Ludwig Gieser nach Blaubach und brachten Zeugnis von ihrem Glauben. An Pfingsten 1933 konnte im Haus Dillmann der erste Gottesdienst gehalten werden. Von nun an fanden dort regelmäßig Gottesdienste statt. Die Miesenbacher Brüder ließen sich dabei von nichts und niemand abhalten. Als zum Beispiel im Herbst die Äpfel geerntet werden mußten sagte man den Brüdern ab, man hätte keine Zeit. Sie kamen trotzdem, und der Gottesdienst fand statt. Einige Zeit vor der beschriebenen Missionstätigkeit in Blaubach wurde bereits den Familien Köcher und Hollinger aus Wahnwegen Zeugnis gebracht; vermutlich von Arbeitskollegen der im Saarland arbeitenden Familienvätern. Die beiden Familien nahmen sodann Kontakt zu den Miesenbacher Geschwistern auf. Priester Schenkel aus Miesenbach fuhr daraufhin nach Wahnwegen und hielt dort alle vierzehn Tage Gottesdienste. Die Wahnwegener Geschwister wiederum besuchten oftmals die Gottesdienste in Miesenbach. Auch fuhren ihre Kinder mit dem Fahrrad nach Miesenbach zum Religionsunterricht.

Den Geschwister Eugen und Ella Königstein wurde in dieser Zeit von Schwester Ehrhardt aus Pirmasens Zeugnis gebracht, wenn sie bei ihrer Tochter in Haschbach zu Besuch war. Diese Tochter, Schwester Erhardt, wie auch die Schwester Königstein wollten daraufhin nach Wahnwegen in den Gottesdienst laufen. Das Problem dabei war nur, die beiden wußten nicht wo Wahnwegen lag. Also redeten sie so lange auf einen Mann aus Haschbach ein, bis dieser sich erbarmte und mit Ihnen den Weg nach Wahnwegen ging. Dieser Mann war der spätere Priester Ernst Kreutz.

Nachdem Ernst Kreutz das Werk Gottes eine Zeit lang geprüft hatte, konnte auch er und seine Familie versiegelt werden. Als die Haschbacher Geschwister hörten dass auch in Blaubach Gottesdienste stattfanden, gingen sie daraufhin dort in den Gottesdienst.

Am 06. Dezember 1933 war dann ein großer Tag für die Geschwister. Apostel Hartmann aus Karlsruhe kam nach Blaubach und es konnten 24 Seelen versiegelt werden.

In dem kleinen Dorf entstand wegen der Gottesdienste ein gewaltiger Aufruhr, angefacht von Geistlichkeit und Partei. Wenn der Bez. Älteste Karl Pack aus Kaiserslautern die Geschwister besuchte, musste er deshalb sogar zeitweise auf Umwegen in das Dorf geführt werden. Es kam soweit, dass die Polizei informiert wurde und zwei Polizisten in den Gottesdienst kamen, um zu überprüfen ob die Neuapostolische Kirche eine politische Gefahrenquelle darstelle. Die beiden setzten sich aber in die Reihe und hörten interessiert zu. Bald darauf wurden während eines Gottesdienstes die Priester Schenkel und Peter Edinger aus der Gemeinde Kaiserslautern, verhaftet und mußten vier Tage im Kuseler Gefängnis verbringen.

Die Behörden machten daraufhin den Geschwistern den Vorschlag, in Kusel einen geeigneten Raum zu suchen, da die Bevölkerung in Blaubach zu aufgebracht sei. Dieser wurde im Haus Harling in der Glanstraße gefunden. Priester Peter Edinger aus Kaiserslautern wurde zum Vorsteher der Gemeinde gesetzt.

Die neue Räumlichkeit war eine etwas bessere Garage, so ist es nicht verwunderlich, daß Priester Ernst Kreutz den Geschwistern eines Sonntags morgens vor dem Gottesdienst sagen mußte, dass an diesem Tag kein Heiliges Abendmahl gefeiert werden könne, da Mäuse die Hostien gefressen hätten. Die Anschaffung einer kircheneigenen Katze wurde allerdings nicht realisiert. Bald darauf bekamen die Geschwister im selben Haus einen anderen Raum zugewiesen. [...]"[1]

Weiterer Verlauf

Die Gemeinde Blaubach wurde von Priester - später Evangelist - Ernst Morgenstern bis ins Jahr 1974 betreut, danach von Priester Erwin Barz. Diese Gemeinden (Blaubach, Breitenbach, Haschbach und Wahnwegen) bestanden bis in das Jahr 1981 und wurden dann in das Jahr 1981 integriert. [2]


Belege

  1. Zit. Chronik der Neuapostolischen Kirche der Gemeinde Kusel - Inventarnummer 158, S. 6-9.
  2. Zit. Chronik der Neuapostolischen Kirche der Gemeinde Kusel - Inventarnummer 158, S. 16.